Sprechstunde beim Puppendoktor
Sobald Günter Geier die Diagnose gestellt hat, behandelt er seine Patienten ganz behutsam mit Säge, Pinsel und Pinzette. Auf diese Weise hat er schon Hunderttausenden Puppen, Teddys und Barbies „das Leben gerettet“. Nach 55 Berufsjahren geht der Franke nun in Rente. „Mal muss ich neue Hände kneten, einen neuen Kopf finden oder Kleider nähen.“ Günter Geier liebt an seinem Beruf gerade diese Abwechslung. Und eines versichert er: „Ein Puppenfriedhof kommt für mich nicht in Frage, ich repariere alles.“ In seiner langen Dienstzeit waren schon viele ungewöhnliche Patienten bei ihm in Behandlung. Spontan fällt Günter Geier das so genannte „Kaiserbaby“ ein, geformt nach dem Vorbild von Wilhelm II. Dem letzten Deutschen Kaiser gefielen die Puppen jedoch nicht, deshalb sollten sie alle zerstört werden. Heute haben die verbliebenen Originalpuppen einen Wert von jeweils rund 15.000 Euro. Nicht nur bei solch kostbaren Exemplaren wird klar, dass ein Puppendoktor viele Tricks und Kniffe parat haben muss. Das Können hat sich Günter Geier nach seiner Ausbildung zum Schneider angeeignet: „Ein Zeitlang habe ich einem Puppendoktor über die Schulter geschaut und mich in diese Handwerkskunst verliebt, nur so wächst man langsam rein“.